In Dresden hat sich in den letzten 28 Jahren viel verändert. Der Kommunismus brach zusammen, die Demokratie blühte auf, und die Stadt erlebte einen neuen Aufschwung. Doch eines blieb gleich: die Ampel, die seit 1987 rot leuchtet.
Die LED-Ampel steht an der Kreuzung vierer Straßen südlich der Elbe. Sie weist Autofahrer, die geradeaus fahren wollen, zum Warten an. Wer rechts in die Güntzustraße abbiegen möchte, kann dies jederzeit tun, sofern er die nötige Vorsicht walten lässt.
Doch wer darauf wartet, die Gerokstraße zu überqueren, muss mit einer langen Wartezeit rechnen – mit genügend Geduld sogar mit fast drei Jahrzehnten.
Dass diese Ampel nie auf Grün schaltete, ist kein Zufall, sondern von der Stadtverwaltung so geplant.
Und die Gesamtkosten für die Instandhaltung dieser einen Ampel über fast drei Jahrzehnte belaufen sich auf rund 150.000 Euro. Jährlich fallen Wartungs- und Betriebskosten von 5.500 Euro an.
Während dies dem durchschnittlichen Autofahrer unsinnig und eine Geldverschwendung erscheinen mag, können die Dresdner Behörden genau erklären, warum die Ampel nie ihre Farbe ändert.
Und ihre Erklärung könnte auf einen weiteren Lebensraum hinweisen, der nur schwer auszusterben ist: die Liebe zu komplizierten, selbstzerstörerischen Regulierungen.
„Die Verwaltungsvorschrift in § 37 Absatz 2 der Verkehrsordnung weist auf die Notwendigkeit eines genauen Plans für Ampelsignale hin“, erklärte ein Sprecher gegenüber The Local.
Die Planung des Knotenpunkts basiert auf den Richtlinien des Forschungsinstituts für Straßenverkehr.
„Da grünes Licht ‚Fahrt frei‘ bedeutet, müssen alle anderen Ampeln, die mit diesem in Konflikt stehen, Rot zeigen. Das gilt auch für die Ampel in der Ziegelstraße.“
„Die rote Ampel bedeutet: An der Kreuzung anhalten. Nach dem Anhalten darf man auch rechts abbiegen, wenn rechts neben der Ampel ein Schild mit einem grünen Pfeil auf schwarzem Grund steht.“
„Da in der Ziegelstraße gemäß § 27 Abs. 37 der Straßenverkehrsordnung nur rechts abgebogen werden darf, können wir auf die Nutzung des grünen Lichts der Ampel verzichten.“
Schön und gut. Aber warum nicht einfach die rote Ampel abschaffen? Würde ein Schild nicht genügen?
„Solange die Ziegelstraße eine Anschlussstelle hat, können wir auf die Ampelanlagen nicht verzichten “, sagte der Sprecher. „Stoppschilder entsprechen nicht den Ampelanlagen und erfüllen nicht die gleichen Regelungen.“
Damit sind wir uns alle darüber im Klaren.